Du hast recht

Du hast recht

Wie viele Diskussionen haben nur ein Ziel: Herauszufinden, dass einer etwas besser weiß als der andere oder dass einer recht hat und der andere nicht?
Was bringt uns das Ergebnis „recht haben“, auf das häufig so viel Zeit und Energie verwandt wird?
Was bringt es Menschen, auf das „recht-haben“ zu bestehen?
Und was passiert, wenn man einem anderen einräumt recht zu haben und das auch kommuniziert? Wer beurteilt überhaupt wer recht hat und wer nicht? Was richtig ist und was falsch?

Toleranz ist der Verdacht, dass der andere Recht hat. (Kurt Tucholsky)

Scheinbar ist vielen von uns wesentlich wichtiger recht zu haben und damit beweisen zu wollen, dass er andere im Unrecht ist, statt sich in Toleranz zu üben und lediglich die „MÖGLICHKEIT“ einzuräumen, die Aussage des Gesprächspartners könnte auch richtig, wahr oder praktikabel sein.

Woher kommt dieses Bedürfnis recht haben zu wollen?

Das Bedürfnis recht zu haben, richtig zu liegen, jemandem mit Wissen überlegen zu sein, basiert auf mehreren unbewusst ablaufenden Mechanismen.
Zum einen wird das „nicht recht haben“ als Angriff gesehen, gegen den sich die meisten Menschen impulsartig zu wehren versuchen.
Eine Art Selbstverteidigung, ein Schutzmechanismus also.

Nicht jeder geht diesem Impuls tatsächlich nach. Das hat auch viel damit zu tun, wie sehr man sich über diese Aussage und das Wissen (allgemein oder in diesem speziellen Fall) definiert. Je persönlicher man den Angriff nimmt, also je wichtiger einem das bestimmte Thema ist, desto schwieriger wird es ruhig zu bleiben, ggf. auch eine andere Sichtweise zuzulassen und nicht auf das eigen „recht- haben“ zu pochen.

In einigen Themengebieten ist man vielleicht durchaus gewillt einem anderen den Vortritt zu lassen. Anders sieht es schon aus, wenn es um das eigene „Spezialgebiet“ geht. Treffen zwei Spezialisten eines Gebietes aufeinander, mit unterschiedlicher Meinung, wird es wohl eher zu Auseinandersetzungen und „Unruhe“ kommen.

Hier wird zusätzlich das Territorialverhalten getriggert. „Das ist mein SpezialGEBIET“ und dieses gilt es dann oft verbal bis auf’s Blut zu verteidigen.

Was bringt es uns recht zu haben oder zu behalten?

Wer recht hat gewinnt … – Ansehen, Repsekt, einen Platz in der Gruppe o.ä.
Wenn eine Meinung von andere adaptiert wird, also mehrheitlich als „richtig“ angesehen wird, hat man seine Person verteitigt, das Reviert markiert und gesichert. Das ist nur mal „tierisch“ ausgedrückt, was dieses Verhalten und dieser „Kampf“ bringt.
Im Grunde ist es das Verlangen und Streben nach Anerkennung, Zugehörigkeit, Akzeptanz, Respekt und Wertschätzung. Je weniger man diese Gefühle intrinsisch (aus sich heraus) für sich selbt hegt, desto mehr Bestätigung dieser Emotionen, braucht man von Außen.

Recht zu haben, eine Meinung von anderen bestätigt zu bekommen stärkt und macht sicherer. Daher versuchen wir häufig diesen Zustand zu erreichen, indem wir recht haben.

Das blöde daran….

Recht haben bedeutet für viele Menschen, dass ein anderer unrecht haben muss. Es bedeutet, dass es nur ein Falsch und ein Richtig gibt. Doch wie oft kann man wirklich so schwarz-weiß malen? Ist es nicht so, dass richtig und falsch, wahr oder unwahr, recht oder unrecht sich jeweils aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Situationsbedingungen ergeben?

Andere recht haben lassen und was das bedeutet…

Ich bin sicherlich keine Verfechterin davon einfach alles hinzunehmen und „Dummheit“ das Feld zu überlassen.

Wie Marie von Eber-Eschenbach schon so schön sagte:

„Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

Ich glaube nur, dass es durchaus Sinn macht, nicht aus einer Kampfhaltung heraus und „um jeden Preis“ recht behalten zu wollen/zu müssen.
Ebensowenig geht es aber darum, sich demonstrativ in eine Gönnerhaltung von „Du hast recht“ zu begeben und somit den „Sieg“ des „Nachgiebigen“ und „Gefassteren“ (oder Klügeren) einzuspielen!

Es geht vielmehr um einen Austausch und um ein Lernen voneinander. Es geht um die tatsächliche Öffnung für andere Meinungen und Sichtweisen.
Es geht um die Abwägung ob „recht haben“ so wichtig ist um es mit aller Macht durchzusetzen.
In vielen Fällen ist es am Ende doch völlig irrelevant wer recht hat … entscheiden kann das sowieso keiner der Beteiligten, da diese ja jeweils von der Richtigkeit ihres Standpunkts überzeugt sind.
Die Frage ist nur warum man sich, wenn man so überzeugt davon ist recht zu haben, das noch von anderen bestätigen lassen muss?!?!

 Warum sollte der Weise mit dir Streiten, wenn du Recht hast? – Derek Lin

Was kann man tun um den unterbewussten Mechanismen den Wind aus dem Segel zu nehmen?

  1. Erst einmal die andere Meinung aufnehmen (zumindest durch den Gehörgang) und bei den Unterscheidungspunkten nachfragen. Wie oft reden Menschen von identischen Dingen und drücken sich nur füreinander missverständlich aus? INNE HALTEN
  2. Die Meinung/ Aussagen nicht persönlich nehmen! Vielleicht fühlt sich ein Teilaspekt von uns geknickt, doch ein Thema oder eine Situation macht nicht unser gesamtes Wesen aus. Wir tendieren jedoch dazu diesen Teilaspekt zu verteidigen als ginge es um Leben uns Tod.
  3. Die Situation aus folgender Haltung betrachten: Wie würde eine dritte Person möglicherweise diese Auseinandersetzung bewerten? (Metaebenen -Betrachtung der Situation) Wie würde die „Wahrheit“ dann aussehen – gibt es vielleicht Teilwahrheiten aus beiden Meinungen?
  4. möchte ich recht haben, oder möchte ich glücklich sein“ (Richard Carlson). Ich glaube für einige Menschen hängt recht haben mit glücklich sein zusammen, aber was ich unter diesem Ausspruch verstehe ist: Überlege dir, ob es einen Streit, ein „Verletzen“ eines anderen oder das „Aufstacheln“ der eigenen oder der Emotionen eines anderen wert ist, nur um am Ende vermeintlich über jemanden „triumphieren“ zu können?!

„Du hast recht und ich bin entspannt“

Manchmal sagt es vielleicht nichts über den Intellekt einer Person aus, wenn sie dem anderen zugesteht recht zu haben. Es sagt aber sicherlich etwas aus über den Entspanntheitszustand und die Selbstsicherheit dieses Menschen. Was ist dagegen schon Rechthaberei?

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