Meine erste große Reise – oder wie ich Englisch lernte …

Meine erste große Reise – oder wie ich Englisch lernte …

Manche Dinge lernt man erst, wenn man sie ausprobiert. Sprachen sind definitiv eine Lernangelegenheit, die durch praktische Übung und Anwendung erst wirklich in Können über gehen kann. Dabei sind Erfahrungen in jeweiligen Ländern durchaus förderlich, ob die Menschen einem hinsichtlich der Sprache nun wohlgesonnen sind oder nicht.

Jetzt aber mal ganz von vorn

Die ersten 4 Grundschuljahre verliefen für mich, ohne großen Arbeitsaufwand, erfolgreich und ich hatte nicht vor, das auf dem Gymnasium zu ändern. Einen Schreck bekam ich erst, als mir nahegelegt wurde, ich müsse, bei anhaltend schlechter Leistung in Englisch, meine geliebte Klasse verlassen und in eine andere wechseln.

Ich war Schülerin einer Bilingual-Klasse, was bedeutete, dass ich zusätzliche Schulstunden hatte, da wir die gemeinschaftskundlichen Fächer sowohl auf Englisch, als auch auf Deutsch besuchten.
Man stufte mich als „überfordert“ ein und mir wurde klar (gemacht), dass es höchste Zeit war Vokabeln zu lernen, die mir einfach nicht zufliegen wollten.

Überfordert oder nicht motiviert genug?

War das genug um mich zu motivieren? Meine Mutter wollte sicher gehen und setzte eins drauf.
Sie hatte gerade ein Angebot für eine Reise nach New York erspäht und versprach mir, mich bei einer Not 3 (mindestens) im Jahresabschlusszeugnis, dort hin mitzunehmen.
Eselsbrücken wurden gebaut, Lernspiele angeschafft, Karteikästchen angelegt und Hausaufgaben kontrolliert. Ich bewundere meine Mutter heute noch für ihre Kreativität und Ausdauer, die sie mit mir in diese Note steckte. Am Ende war es geschafft „VOLL BEFRIEDIGEND“.

Doch damit nicht genug!

Ich wäre damals wahrscheinlich, spätestens nach der Reise, wieder in mein altes Muster verfallen und meiner Mutter konnte man auch kein weiteres Lern-Jahr, nebenberuflich, zumuten und so kam mir das Schicksal zu Hilfe!

Manchmal sind motzige Menschen ein Segen!

Nachdem ich vorher schon ein oder zwei Mal geflogen war, was jedoch schon einige Jahre zurück lag, war schon die Anreise ein Erlebnis. Vor mir Frau Flugangst, hinter mir Frau Brechreiz und für mich mischten sich die unterschiedlichsten Perfummarken der Stewardessen mit dem Menü-Duft des Tages: FISCH!

Ich war also mehr als erleichtert endlich auf amerikanischem Boden zu stehen und meine, hart erarbeiteten!!!! Sprachkenntnisse endlich zur Anwendung zu bringen. So überließ mir meine Mutter das Gespräch mit der „netten“ Dame am Einreiseschalter.

Welcome to the USA

Die Formulare waren ausgefüllt und wir endlich an der Reihe. Die vor mir sitzende Frau musterte dann erst mich von oben bis unten, überfolg dann das Formular und eröffnete mir dann, ohne mich eines Blickes zu würdigen: „Girl, you filled in this form incorrectly – do it over again and go back in line“ (ich übersetze das mal: Mädel – zu doof zum Ausfüllen eines Formulars, mach’s nochmal und stell dich wieder hinten an!)
Es handelte sich hierbei um eine unausgefüllte Zeile oder etwas ähnlich Unspektakuläres, sodass wir das schnell nachholten und gleich wieder vor unserer lieb gewonnenen Sachbearbeiterin standen.

„Ok now! And something to remember: you should learn the language first before you visit a country” um DAS zu verstehen, reichten meine Sprachkenntnisse glücklicherweise aus. Diese offenbar sehr weltoffene Frau sagte hier doch tatsächlich einem kleinen Teenager Mädchen, dass sie gefälligst erst eine Sprache lernen sollte, bevor sie ein fremdes Land bereist. Na: WELCOME TO THE USA !!!

Mein Entschluss

Dort und damals beschloss ich: Falls ich ihr jemals wieder begegnen sollte, würde mein Englisch so gut sein, dass sie glauben könnte, ich sei ihre Nachbarin. Es war nicht meine letzte Reise in die Vereinigten Staaten, denn außer dieser Person hatte ich tatsächlich Glück mit meinen Begegnungen und „Miss Unfreundlich“ danke ich noch heute für den Antrieb, den sie in mir geweckt hat.

Was sie bewirkte

Jahre später habe ich mein Abi auf Englisch gemacht, habe längere Zeit im englischsprachigen Ausland gelebt und tatsächlich ist das, was ich heute häufig von Amerikanern höre das: „What, you are from Germany? Why don’t you have that typical German accent?“

Tja … THANKS Miss Grumpy! Du warst meine Motivation.

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