Ich kann mich noch gut erinnern, wie uns in der Schule erzählt wurde: „Irgendwann werdet ihr sagen, dass diese Zeit die beste eures Lebens war!“
Ich habe immer gehofft, dass diese Drohung niemals wahr wird. Das beste an der Schule waren für mich: meine Mitschüler. Ich habe es geliebt ständig mit anderen zusammen zu sein, im Austausch und eigentlich dauernd Menschen um mich zu haben, die ich mag.
Mir war jedoch klar, dass ich dazu keine Schule brauchte …
Mein Lieblingsfach – die Pause
Ich war die typische „Lieblingsfach: Pause!“ Schülerin. Ich engagierte mich in Bereichen, die mich interessierten und für alles andere brachte ich das nötige Minimum an Zeit und Energie auf. Am Ende wollte ich nur noch mein Abi und dann raus aus der Schule.
Endlich machen was ich will – das Ende der Schulzeit!
Mein Gedanke an das Leben nach der Schule war, dass ich dann endlich werde tun können, was ich wirklich möchte. Ich werde mir meinen Job aussuchen können, was oder ob ich studieren möchte und wie ich leben möchte.
Die Realität
Ich hatte Glück. Ich habe meiner Schulzeit tatsächlich nie eine wirkliche Träne nachgeweint. Was ich manchmal bedauere ist, dass ich damals, als mir das Wissen noch „vorgekaut“ wurde, nicht aufnahmefähig genug, offen und strebsam genug war, hinzuhören und mir die Informationen anzueignen. Schade auch, dass ich damals nicht schon so gerne gelernt habe wie heute, aber vielleicht war genau das für heute nötig.
Auf das Leben vorbereitet werden
Auch wenn ich nicht besonders gerne zur Schule gegangen bin (zum Lernen) so habe ich doch das Gefühl, dass ich gut auf mein Leben vorbereitet worden bin. Nach dem Abitur wurde mein Leben, für mein Gefühl nur noch leichter. Ich fand es plötzlich toll zu bemerken, dass mir keiner mehr Vorschriften darüber macht, was ich zu lernen und zu wissen habe. Ich war froh endlich für mich und meine Entscheidungen verantwortlich sein zu dürfen. Solange alles glatt lief ….
Die Welt ist unfair und die anderen sind Schuld
Die Einstellung, die ich in der Schule gelernt hatte, die mich noch eine Weile durch’s Leben begleitete war die Einstellung bzw. Fragestellung „Wer ist Schuld?“.
Die 5 lag an der Unfähigkeit des Lehrers einen Sachverhalt erklären zu können, die 6 lag an der unfairen Aufgabenstellung „das konnte man ja nicht verstehen“ und nicht an meiner fehlenden Bereitschaft zu lernen.
Ist es nicht egal wer Schuld hat?
Im Grund war es am Ende doch egal welche Entschuldigungen ich für mich, meine Mitschüler und Eltern kreierte um das Ergebnis zu erklären – es stand im Zeugnis geschrieben. Heute will keiner meiner Kunde oder kein Chef wissen, warum etwas nicht zu Ende gemacht wurde, eine Deadline nicht eingehalten wurde oder oder oder … das Ergebnis oder die Lösung des aufkommenden Problems zählt.
Ich glaube, das ist das Wichtigste, was wir lernen sollten im Leben: Wir sind für uns verantwortlich! Für unser Leben und für unsere Ergebnisse. Wenn uns die Ergebnisse nicht gefallen, sollten wir etwas ändern.
Ich bin auch der Meinung, dass wir uns gegenseitig mit mehr Wertschätzung begegnen sollten und das Selbstbewusstsein von Kindern gefördert werden sollte, ebenso wie der natürliche Drang zum Lernen, ohne Angst vor Noten, doch alles mit Maß und Ziel.
Wir müssen es dennoch schaffen Kinder zu lebens- und sozialfähigen Menschen aufzuziehen und dazu braucht es hier und da wieder etwas kritischere Stimmen, statt ein ständig unkritisches „mein Kind ist perfekt, so wie es ist- das System, oder wer auch immer hat Schuld“ … das ist nicht immer förderlich, wenn man bedenkt, dass wir Menschen eben von Grund auf den Weg des geringsten Widerstands wählen …
Charles Skyes hat mit seinem Buch „50 Regeln, die Kinder nicht in der Schule lernen“ eine Betrachtungsweise auf die Kindeserziehung gewagt, an der sich einige sicherlich stören. Ich finde einiges davon lesens- und durchaus überdenkenswert.
Die Regeln und ich …
Ich habe mich selbst in einigen dieser Regeln wiedergefunden. Meine Eltern waren glücklicher Weise etwas realistischer und kritischer als ich selbst und mir gegenüber oftmals schonungslos offen. Ich habe einige Menschen erlebt, die sich „zu schade“ waren zu arbeiten und ich fand diese Idee irgendwie logisch (leider nicht nur zum Burger Wenden – Regel 5 – sondern für viele andere Dinge auch). Als ich diese Geschichte zu Hause erzählte, wurden meine Eltern schnell hellhörig und machten mir klar, wie ich mit einer anderen Haltung an Arbeit, Lernen und Erfahrung-Sammeln herangehen kann.
„Unter Wert“? Wer bestimmt das?
Mag sein, dass ich hier und da, für andere betrachtet „unter Wert“ gearbeitet habe, vielleicht auch „unterbezahlt“ oder Jobs gemacht habe, die der ein oder andere als „unwürdig“ für sich bezeichnen würde. Vielleicht hat mir das irgendwann, irgendwie auch geschadet auf einer „selbstwert“ und „Wertschätzungsebene“ doch das Gefühl hatte ich nie was Arbeiten angeht.
Die Regeln von Charles Skyes – Ein Auszug
Verbreitet werden diese häufig als 11 Regeln, die Bill Gates angeblich in einer Ansprach an Highschool Kinder, vorgetragen haben soll.
Regel 1
Das Leben ist nicht fair – gewöhne Dich daran! Der Durchschnittsteenager benutzt die Aussage „das ist unfair“ 8,6 Mal pro Tag!
Regel 3
Sorry, aber du wirst kein Jahreseinkommen von 40 Tausend Euro direkt nach dem Abitur verdienen. Du wirst wahrscheinlich auch nicht gleich Firmenchef. Vielleicht wirst Du sogar eine Uniform ohne Markennamen tragen müssen.
Regel 5
„Burger-Wenden“ ist nicht unter Deiner Würde. Deine Großeltern hatten ein anderes Wort für „Burger-Wenden“, sie nannten es Chance! Sie schämten sich nicht für einen Mindestlohn zu arbeiten. Sie hätten sich geschämt, wenn sie ihr ganzes Wochenende damit verbracht hätten über irgendwelche Starletts zu sprechen.
Regel 6
Es ist nicht die Schuld Deiner Eltern oder Lehrer. Wenn Du’s versaust, bist Du verantwortlich. Das ist die Kehrseite von „Es ist mein Leben“, „Du bist nicht mein Chef“ und anderen Ausrufen Deiner Generation. Also beschwere Dich nicht über deine Fehler – lerne aus ihnen. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit liegt es an Dir.
Regel 9
Das Leben ist nicht in Semester unterteilt. Du wirst im Sommer keine 3 Monate frei bekommen und auch nicht im Winter. Man wird erwarten, dass du auftauchst – täglich!
Nur wenige deiner Arbeitgeber werden sich dafür interessieren, dass Du Dich findest. Tue das für Dich in Deiner Zeit.
Regel 10
Fernsehen ist nicht das WAHRE Leben. Dein Leben ist keine Sitcom. Deine Problem werden nicht alle innerhalb von 30 Minuten, abzüglich der Werbepause, gelöst werden. Im richtigen Leben müssen Menschen den CoffeeShop verlassen, um zur Arbeit zu gehen und deine Freunde werden nicht alle zu nachgiebig und kess sein wie Jennifer Aniston.
Regel 11
Sei nett zu Sonderlingen. Die Möglichkeit besteht, dass Du am Ende für einen von ihnen arbeitest.
Regel 13
Wie eine Schlampe auszusehen bringt dich nicht unbedingt weiter.
Regel 22
Du bist kein Opfer. Also hör auf zu jammern.
Regel 41
Du bist nicht der Erste und Einzige, der das durchmacht, was du durchmachst.
Regel 47
Du bist nicht perfekt und brauchst es auch nicht zu sein.