Die innere Chrissi

Die innere Chrissi

Werte sind wichtig. Grenzen setzen ist wichtig. Menschen die Tür zu weisen, die Werte verletzten oder Grenzen übertreten sollte also eine leichte Übung sein, ist es aber in der Realität oft nicht.

Jemandem klare Grenzen aufzuzeigen, ist leicht, wenn diese Person ein „Schmog“ ist.

Doch Freunden, die wir gerne mögen, unseren Kindern, die wir lieben oder Partnern, die wir nicht verlieren wollen, deutlich zu machen, wenn sie zu weit gegangen sind, scheint für viele wie verhext.

Nicht ganz so für meine Freundin Chrissi.

Wer ist Chrissi?

Ich lernte Chrissi vor einigen Jahren kennen und schätzen, damals war sie gerade frisch von Ihrem Mann getrennt und begab sich auf den Singlemarkt.

Sie war das volle Paket! Schön, schlau, selbstsicher und sexy – sodass es mich nicht überraschte, dass ihr schon nach wenigen Wochen ein Mann die Sterne vom Himmel zu holen schien.

Romantische Dinner, Autotüre aufhalten, Blumen. Die materiellen Aufmerksamkeiten wurden aber auch gestützt von Aufmerksamkeiten in Form von Zeit, Gesprächen und gemeinsamen Erlebnissen.

Das Ganze mündete dann in der Aktion, dass er sie auf ein Wochenende außer Landes „entführte“, mit allem Schnipp und Schnapp ganz filmreif, mit den Worten:

„Baby pack eine Tasche für 3 Tage und deinen Pass ein“ (natürlich hat er nicht Baby gesagt, sonst wäre Chrissi schon ausgestiegen haha – aber du weißt, was ich meine.)

Die Verklärung

Ich bin da nicht alleine, dass es nach so viel Aufriss schwerfällt noch einen klaren Blick und Kopf zu behalten. Gerade, wenn man sich selbst auch verknallt hat.

Doch dieser Zustand der Verklärung trifft nicht nur auf Liebesbeziehungen zu, sondern auf alle Begegnungen, in denen man hofft.

So kann es sein, dass man verblendet ist von potenziellen Mietern für die Eigentumswohnung, von Kunden, die nett wirken und mit einem großen Auftrag winken und von neuen Bekanntschaften, die so energetisierend und sympathisch sind, dass man sie gerne als Freunde gewinnen würde und und und …

Die Bombe

Chrissi genoss die Zeit und als wir beim nächsten Mädelsabend jegliche Details zum Romantik-Wochenende geklärt hatten, wurde deutlich, dass auch sie begeistert war und sich eine Zukunft mit „Mr. Right“ vorstellen konnte. Doch es kam anders!

Nur eine Woche nach dem spontanen „Liebesausflug“ eröffnete Mr. NOT SO RIGHT, Chrissi, dass er sich wieder mit seiner Ex traf und nicht sicher wäre, ob er nun in Chrissi oder die Verflossene verliebt sei, schließlich hätte er ja eine Geschichte mit der Ex und würde das nicht einfach so wegwerfen wollen. Er bräuchte Zeit, das zu klären – und mit diesen Worten verabschiedet er sich von Chrissi, die verdattert vor ihrem Abendessen sitzen blieb.

Der Realitätscheck

Für jeden Außenstehenden gehen alle Alarmglocken an.

„Er ist ein Idiot, lass ihn ziehen“
„wenn er das nicht weiß, hat er dich nicht verdient“
etc. sind natürlich Sätze, die das Umfeld in diesem Moment sagt oder zumindest denkt!

Doch wenn man mitten drin ist, fällt dieser Realitätscheck oft schwer.

Wenn man Glück hat, sprechen Freunde diese Sätze laut aus. Doch auch dann finden sich oft gute Ideen-Ausreden, dem Menschen eine weitere Chance zu geben und nicht gleich mit der Situation abzuschließen, wenn er oder sie wiederkommt.

  • Wir sind alle Menschen, wir sind eben manchmal emotional verwirrt.
  • Liebe kann und sollte vielleicht auch bedeuten, jemandem zu verzeihen, eine weitere Chance zu geben.
  • Wenigstens hat er/sie die Traute noch einmal zu kommen und um Verzeihung zu bitten …

So oder so ähnlich lauten die inneren Dialoge, um das Verhalten einer Person, welches man für seine Freunde nicht haben wollen würde, für die eigene Person entschuldigt.

Also war ich der festen Überzeugung, dass auch Chrissi noch nicht am Ende war, was diesen Mann betraf.

Der Unterschied zwischen Liebe und Selbstliebe

Ich hatte bis dato niemanden kennengelernt, der nicht bereit war eine Schleife (oder mehrere) zuzulassen. Zu verzeihen und über ein paar „Fehler“ hinwegzusehen ist ja tatsächlich auch ein Akt der Liebe – zumindest hatte ich mir das immer gesagt. Nur wem gegenüber ist das ein Akt der Liebe? Sich selbst sicher nicht und Chrissi war offenbar verliebt – doch zu meinem Erstaunen war sie vor allem in einer Liebesbeziehung mit sich. Denn als Mr. X nur wenige Zeit später wieder vor der Tür stand, um ihr seine Entscheidung für sie mitzuteilen, schloss Chrissi diese Türe für immer mit den Worten „Falsche Tür“.

Nur wenige Wochen später traf sie ihren heutigen Mann.

Die Abwärts-Respektsspirale

Sie hat nie wieder mit Mr. X gesprochen und scheint das nicht einen Tag bereut zu haben. Chapeau!
Wenn ich mir anschaue, wie viele Schleifen und Grenzübertretungen ich bei einigen Menschen zugelassen habe, ist das manchmal fast schon peinlich, denn auch wenn ich immer das Gefühl hatte, das aus Respekt, Verständnis und Mitgefühl zu tun, so musste ich mir doch am Ende eingestehen, dass mir genau das nicht entgegengebracht wurde und ich vielleicht gehofft hatte eben das zu erhalten, statt es mir selbst zu geben.

Meine Innere Chrissi

Wir sind alle anders geprägt, haben eine andere Geschichte und unterschiedliche Hoffnungen, Wünsche und Dinge, die uns aus der Bahn werfen. Auch wenn Chrissi in Beziehungen zu anderen Menschen sicherlich eine gesunde Einstellung hat, sich nicht in Spiralen zu begeben, muss sie sich anderen Herausforderungen im Leben stellen – so ist das nun mal.

Keiner ist perfekt und immer in Selbstliebe verankert. Und manchmal ist Selbstliebe eben auch Nächstenliebe.

Nichtsdestotrotz ist es gut für die eigenen Herausforderungen Vorbilder zu haben, die man „channeln“ kann. Ich habe mir vorgenommen, meine „innere Chrissi“ häufiger zu befragen, wenn ich mich in einer Situation wiederfinde, in der ich wählen kann, ob ich Selbstliebe oder Mitgefühl walten lasse. Falls ich mich für die Selbstliebe entscheide, gilt ab dann: „Sorry, diese Tür ist geschlossen.“ für alle, die eine Grenze überschritten haben.

Das heißt nicht, dass man böse, nachtragend oder verbittert ist, sondern einfach nur, dass man sich selbst wieder wichtig nimmt – denn wer sonst soll das tun?

Das heißt nicht hart werden – sondern liebevoll mit sich, gerade wenn diese Liebe von außen zu fehlen scheint und so wie ich Chrissi zugejubelt habe, jubelt mir dann meine „innere Chrissi“ zu und verspricht mir: Wenn du das tust, tun es auch andere. Vertrau mir! Das Universum hat besseres vor!

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