Welche Vereinbarungen hast du? Warum das wichtig ist zu wissen!

Welche Vereinbarungen hast du? Warum das wichtig ist zu wissen!

Wir alle treffen Vereinbarungen. Mit uns und anderen. Werte spielen dabei eine große Rolle.
Werte sind unser Kompass. Sie helfen uns bei Entscheidungen und liefern die Antwort auf das „wie“ unserer Ziele.
Sie formen unser Leben und genau deshalb solltest du deine Werte kennen.

Seit Wochen ist das (wieder mal) ein Thema das mich umtreibt.
Weil ich gerade in einem Wertekonflikt hänge oder teilhabe an einem Wertekonflikt. Da gibt es diese eine Seit in mir die sagt:
„Das macht man nicht!“ und der andere Teil sagt:
„Das akzeptiert man so aber auch nicht“/ „so lebt man nicht!“

Leider geil

Das ist so ein bisschen wie der Sketch („Scheiße aber geil“ ) der die Zerrissenheit beschreibt zwischen: Ich möchte die Umwelt schützen und gleichzeitig ist es aber „leider geil“ (weiß auch Deichkind) für wenig Geld um die Welt fliegen zu können.

Genau! Was denn nun?

Ruf da das innere Stimmchen. Umwelt oder Fliegen? Denn beides gleichzeitig scheint unmöglich (oder als sei es ein fauler Kompromiss) und manchmal stimmt das auch.

Heute also: Was Werte sind, wobei sie helfen (sollen) und was das mit Verpflichtung und Vereinbarungen zu tun hat.

Was sind Werte?

Werte sind unser Kompass, unser Lebensvertrag, die Vereinbarung mit dem Leben. Werte beschreiben WIE du etwas machst (oder machen willst!). Sie schaffen Ergebnisse – auch die Schlechten – das war mir nicht bewusst.

Werte bedürfen keiner Begründung oder Rechtfertigung.
Werte sind ganz schlicht Aussagen darüber, was uns in unserem Leben sinnvoll erscheint. Werte sind frei gewählt.

Holger Kuntze aus dem Buch: Lieben heißt wollen

Unterschied: Werte vs. Ziele

Ein „guter“ Mensch zu sein ist kein Wert! „Welche Qualitäten hat ein guter Mensch?“ Wie lebt dieser Mensch sein „Mensch sein“? Wären die Werte.
Ein „guter Mensch“ zu sein wäre das dazugehörige Ziel.

Ich dachte immer Werte seien (nur) gut, richtig und wichtig.
Dass Werte wichtig sind, steht für mich außer Frage.
Nur das richtig und „gut“ musste ich nach der Lektüre von „Lieben heißt wollen“ überdenken.

Werte widersprechen sich manchmal

Ein anderes Problem bei Werte ist, dass einige davon nicht zusammenspielen. Wenn sie kollidieren gibt es Chaos. Falls du dann nicht genau hinschaust, fängst du an dir und/oder andern in die Tasche zu lügen.

Bei widersprechenden Werten müssen wir eine innere Hierarchie ansetzen und die ist manchmal schmerzhaft zu erkennen, daher schauen wir da manchmal nicht so genau hin!

Beispiel: „gesund Leben“

Wenn du diesen Wert hast, dich dann aber mit Süßigkeiten vollstopfst oder Wein oder Zigaretten oder Drogen, dann ist dann Wert „genüsslich Leben“ offenbar höher im Kurs, als das „gesunde“ Leben.
Manchmal hilft es sich zu betrachten was man tut um zu erkennen welche (echte) Wertehierarchie man hat. Denn wir hätten oft gerne andere Prioritäten weil wir glauben das wäre „besser“, aber darum geht es gar nicht. Es geht darum zu erkennen was IST- nicht was man gerne hätte.
Statt aber ehrlich zu sein mit uns und Lösungen zu finden bestrafen wir uns innerlich und verpflichten uns der „Besserung“ (Mehr zur Pflicht weiter unten!)

Das Gute an Werten

Ich mag meine Werte und ich liebe Menschen mit „guten“ (also meinen ähnlich! haha), stabilen Werten.
Das macht verlässlich, schafft Vertrauen und damit ist gut zu kalkulieren. Erwartungen werden vielleicht realistischer gesetzt und es braucht weniger Kommunikation und ausgesprochene Vereinbarungen – glaubt man!

Das aber ist genau oftmals der Pferdefuß, wenn man überlappende Werte hat und sich auf das Wertesystem verlässt, ohne die damit einhergehenden Vereinbarungen oder Verpflichtungen klar zu haben, zu überdenken oder anzusprechen.

Das schlechte an Werten

Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber das „schlechte“ an meinen Werten ist, dass sie starr sind. Ich schlage mich auf eine Seite oder wähle eine Option, weil einer meiner Werte ist, dass ich klar sein will und direkt und nicht „wichiwaschi“ … Dabei BIN ich oftmals einfach gar nicht A oder B, sondern dazwischen oder gar C, aber um das herauszufinden brauche ich Zeit und Wischiwaschi-Sein.

Flexibilität beginnt im Austausch

Ich will zum Beispiel „Beziehung mit Verlässlichkeit“ und „völlige Freiheit der Wahl“ – gleichzeitig. Das geht nicht zusammen. Zumindest nicht lange und häufig auch ganz schön einseitig. Das weiß ich selbst. Doch je nach Partner (ob Beziehung oder Freundschaft) lassen sich unterschiedlichste Formen finden, diese Werte zu leben.

Werte sind immer im Austausch mit anderen zu sehen, denn wenn ich kein „Außen“ habe, das beurteilt was (z.B.) ein „guter Mensch“ ist, dann brauche ich auch kein „wie“ das einen guten Menschen aus mir macht!
Das Paradoxe daran ist jedoch, dass wir ANNAHMEN darüber treffen, was das Außen erwarten, dem wir mit unserem WIE entsprechen wollen!

Vereinbarung und Verpflichtung

Hier kommt eine weitere wichtige Komponente zur Werte-Thematik hinzu. Vereinbarungen und Verpflichtungen. Für mich war das lange identisch, weshalb mir vielleicht auch schwer gefallen ist überhaupt Vereinbarungen einzugehen. Ich dachte ich komme aus der Nummer nicht mehr raus und ich wollte nicht als „sie hält ihr Wort nicht“ oder „unzuverlässig“ wahrgenommen werden.

Ergebnis: Ich bin als nicht zuverlässig wahrgenommen worden, weil ich immer NEIN gesagt habe oder „unter Vorbehalt“ zusagte.

Der Unterschied

In einem Gespräch vor einigen Tage fühlte mir eine Freundin auf den Zahn als sie sagte – „aber es ist doch ein Unterschied ob du etwas vereinbarst oder dich verpflichtest, oder?“
Nach einiger Überlegung war mein Ergebnis tatsächlich eine Unterscheidung:
Verpflichtungen sind (für mich) unumstößlich.
Vereinbarungen sind verhandelte Werte auf Zeit.

Verdeutlichung

Lass mich dir ein Beispiel geben, welches mir hilft den Unterschied zu fühlen: Das Würfeln einer „6“.
Eine Vereinbarung auf Zeit bedeutet, dass ich beim Spielen von Mensch Ärger dich nicht, bei einer 6 das Häuschen verlasse und noch einmal würfeln darf.
Beim Backgammon bringt mir diese Vereinbarung aber nichts. Eine Verpflichtung ist für mich das Versprechen an mich, dass ich mich beim Würfeln einer 6 immer gleich verhalte.
Also immer aus dem Haus gehe und noch einmal würfle.
Das wäre ganz schön belämmert – denn damit könnte ich kein Backgammon spielen.

Warum ich dir das so abstrakt darstelle?

Weil wir manchmal genau so belämmert handeln, wenn es um unsere Werte geht.

Statt uns die Umstände anzuschauen und etwas miteinander zu vereinbaren, für eine gewisse Zeit, gehen wir davon aus, dass wir verpflichtet sind eine Sache immer so zu machen.

Vielleicht weil wir uns nicht trauen, unsere Werte in Frage zu stellen oder weil wir keine Optionen sehen oder weil es einfacher ist STARR zu sein, statt komplizierte, individuelle Lösungen zu erdenken, die vielleicht gesellschaftlich nicht (so) anerkannt sind.

Was also tun?

Hier meine 4 Tipps

Checke deine Werte

Sei ehrlich in deren Vorhandensein und deren Priorität.
Ein „guter Mensch“ sein ist ein schöner, lobenswerter Wert, aber vielleicht ehrlich gar keiner den du hast. Vielleicht bist du auch nicht besonders mitfühlend oder geduldig. Das ist ok … mit dem NICHT Besitz von einem Wert kommt ein andere Wert stattdessen. So bist du vielleicht hilfreicher, wenn es um Lösungen geht weil du nicht geduldig bist oder du bist ehrlicher weil du weniger mitfühlend bist?

Entdecke Verpflichtungen und Vereinbarungen

Erkenne wo du für dich Verpflichtungen definiert hast, die es vielleicht gar nicht gibt. Die dich „unfrei“ machen und die dazu führen können. dass du irgendwann massiv enttäuscht werden kannst. Die meisten Verpflichtungen sind nämlich eine Einbahnstraße. Nur weil wir uns zu etwas verpflichtet haben, heißt dass noch lange nicht dass unsere Mitspieler das tut oder weiß, dass wir es tun!
Du gehst also die ganze Zeit von Spielregeln aus, die nie (oder an anderer Stelle mit anderen Menschen) vereinbart wurden und wunderst dich, dass du die ganze Zeit verlierst.

Auch eine Verpflichtung lässt sich verhandeln

Du fühlst dass du etwas tun musst? Ok! Aber das bedeutet noch lange nicht dass du dafür alles opfern musst. Du hast dich dem Umweltschutz verschrieben? Klar ist es einfacher, dann (generell) auf Langstreckenreisen zu verzichten, aber warum nicht LAUFEN? Oder RADFAHREN nach Thailand? Bleib einfach offen für kreative Lösungen und dafür, dass Verpflichtungen nicht immer „Selbstaufgabe“ bedeuten.

Vereinbarungen aushandeln, neu verhandeln – auf Zeit.

Verhandle neu, an Stellen an denen es schon lange zwackt. Gerade in Zeiten der Pandemie führe ich viele Gespräche mit Paaren (oder Teilen davon) die sich einfach „zu nah“ sind im Lockdown.
Weil man aber mal vereinbart hat „wir wohnen zusammen“, geht das eben so weiter. Dabei wäre es vielleicht schon hilfreich sich eine Weile „mehr Raum“ zu geben um dann wieder Nähe zulassen zu können.
Warum also nicht verhandeln erst mal einige Monate getrennt zu wohnen? Ohne damit gleich die Beziehung in Frage zu stellen!
Das eine hat mit dem anderen oft nichts zu tun, wird aber verwoben weil wir eine Vorstellung (Verpflichtung) davon haben wie man „sowas“ macht. Immer!

Kompass auf Abwege

Am Ende ist das Leben eine Reise. Deine Werte bilden den Kompass. Doch wenn du schon mal auf Reisen warst weißt du, dass man manchmal, trotz Kompass und Karte auf die Idee kommt, vom Weg abzuweichen.

Manchmal entstehen so die schönsten Urlaubsgeschichten.
Manchmal die Schrecklichsten.

Das wissen wir vorher nie. Das ist Welterleben 🙂

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